Beitragsbild für die Rezension zu Elefant von Martin Suter

Martin Suter »Elefant«

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Hardcover Leinen, Diogenes Verlag, 352 Seiten
01. Februar 2017, 24 Euro
ISBN 978-3-257-06970

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Der Roman »Elefant« von Martin Suter wurde mir freundlicherweise vom Diogenes-Verlag zu Rezensionszwecken kostenlos zur Verfügung gestellt. Selbstverständlich wird mein Urteil dadurch in keiner Weise beeinflusst.

# Das Zitat

»Vor ihm lag ein perfekt geformter Elefant. Keine zwanzig Zentimeter hoch. Er war pink. Und ein heiliger Schein ging von ihm aus. Kaung kniete nieder und betete. Das Wesen bewegte den Rüssel und versuchte, den Kopf zu heben.«

# Der Inhalt

Elefant Sabu ist das Produkt aus gewagtem Gendesign und gieriger Geltungssucht des Wissenschaftlers Roux. Der burmesische Elefantenpfleger Kaung weiß schon vor Sabus Geburt, dass sie etwas Besonderes sein wird, und sorgt gemeinsam mit Tierarzt Reber dafür, dass die letzten Monate vor ihrer Geburt geheim bleiben.

Bis ihnen Roux und ein Mitarbeiter einer chinesischen Genfabrik, die Roux‘ stiller Teilhaber ist, auf die Schliche kommen, lebt die kleine Elefantendame bei Reber und gedeiht prächtig. Nach einer hektischen Verfolgungsjagd lässt Reber Sabu unter einer Flussbrücke zurück und verliert selbst kurz darauf bedauerlicherweise sein Leben im Züricher Fluss Limmat.

Unter jener Brücke begegnet Sabu dem Obdachlosen Schoch. Dieser glaubt zunächst, sein betrunkenes Gehirn spiele ihm einen Streich. Als er feststellt, dass der Elefant krank ist, bringt er ihn zur Gassentierärztin Valerie, die sich unentgeltlich um Haustiere der Obdachlosen kümmert.

Valerie erkennt sofort die Brisanz der Situation. Sie begreift, dass es sich bei Sabu um ein übles und ethisch untragbares Experiment der Genforschung handeln muss. Ein Spielzeug für reiche Kinder, die sonst schon alles haben, eine Weltsensation. Gemeinsam mit Schoch versteckt sie Sabu in ihrem ungeliebten Elternhaus.

Doch weil Schoch einmal einen Rückfall hat und sich im Suff verantwortungslos verhält, kommt ihnen die Gen-Mafia eines Tages doch gefährlich nahe. Nur durch Kaungs Eingreifen entkommen sie in letzter Sekunde und in einem Privatjet nach Myanmar den Jägern.

Was dort geschieht, mag ich nicht verraten, nur so viel: Kaung ist am Ende traurig, aber zufrieden, Roux bekommt seine gerechte Strafe und Valerie und Schoch einander. Und Sabu? Ihr wird ein Tempel gebaut.

# Die Form

»Elefant« ist sprachlich solide verfasst, sodass die Sprache den Inhalt begleitet, nicht aber von ihm ablenkt. Suter hat Wichtiges zu erzählen, und es ist nicht seine Art, durch verbale Extravaganzen davon abzulenken. Angenehm schlicht im allerbesten Sinne und somit fix zu lesen.

In diesem Roman werden zwei Handlungsstränge zueinander geführt. Sie werden verwoben wie bei einem luftig geknüpftem Makramee-Bild. Wie Suter im Nachwort selbst sagt, ist die Chronologie etwas kompliziert; es lohnt sich also, die Daten, die in den Kapitelüberschriften stecken, genau im Blick zu behalten.

Die erzählte Zeit umspannt nicht ganz fünfeinhalb Jahre. Der »Schoch-Strang«, der den Romanauftakt bildet, beginnt im Juni 2016 und wird bis zum März 2018 erzählt. Der »Roux-Strang« startet bereits im April 2013 und endet im Dezember 2018 recht spektakulär.

Der Roman nimmt nach der Hälfte, also etwa zum Zeitpunkt von Sabus Geburt, immer mehr an Fahrt auf und wandelt sich blitzschnell zum Krimi. Was für ein kongenialer Kunstgriff von Suter.

# Mein Fazit

Ich habe es genossen, nach vielen Jahren mal wieder etwas von Martin Suter zu lesen! In »Elefant« packt der Schweizer Autor das brisante Thema Gen-Design an. Es ist nicht gut, dass so viel gentechnisch machbar ist, aber wenn es gemacht ist, ist es gleichwohl gut und schützenswert. Das Produkt kann ja nichts dafür, dass es da ist.

»Elefant« besitzt alles, was einen packenden Roman ausmacht: Er hat ein brisantes Kern-Thema, Ethik-Fragen, Gier nach Ruhm, idealistische Tierärzte, skrupellose Chinesen, ein bisschen Liebe, Kriminalroman-Elemente. Und mittendrin leuchtet auch noch ein winzig kleiner rosa Elefant, der nichts für die Aufregung kann, die er verursacht.

Ich bin ja immer etwas traurig, wenn ein guter Roman ausgelesen ist, und muss mich dann sofort in den nächsten stürzen. Das war auch bei »Elefant« der Fall. Mir ist das kleine Wesen ans Herz gewachsen, und auch der Obdachlose ehemalige Investment-Banker Schoch, der mit dem Alkohol bricht und mit der zauberhaften Tierärztin Valerie anbandelt. Und natürlich allen voran Kaung, die heimliche Hauptperson. Der burmesische Elefantenflüsterer, sorgt für Sabus Rettung vor der Forschung und ist gleichzeitig die Perle, die die beiden Makramee-Stränge verbindet, wenn man bei diesem Bild bleiben will.

Ein wirklich lesenswerter Roman, mit dem Martin Suter mal wieder ein kleiner Geniestreich gelungen ist.

Claudia Stieglmayr

# Außerdem empfehlenswert

Martin Suter ist ein sehr fleißiger Autor und hat viele Romane im Diogenes Verlag veröffentlicht. Davon gelesen habe ich und kann empfehlen: »Small World«, »Die dunkle Seite des Mondes«, »Lila, Lila«, »Ein perfekter Freund«, »Der Koch«, »Der Teufel von Mailand« und »Der letzte Weynfeldt«.

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