Beitragsbild für die Rezension zu »Seit du da bist« von Fabio Volo

Fabio Volo »Seit du da bist«

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Paperback, Diogenes Verlag, 320 Seiten
25. Oktober 2017, 16 Euro
ISBN 978-3-257-30054-3
Aus dem Italienischen von Petra Kaiser

Dieser Roman wurde mir freundlicherweise vom Diogenes Verlag zu Rezensionszwecken kostenlos zur Verfügung gestellt. Selbstverständlich wird mein Urteil dadurch in keiner Weise beeinflusst.
Unten findet Ihr einen Affiliate-Link zu Amazon, zum direkten Bestellen des Romans. Für mich springen dabei ein paar Cent heraus, Euch entstehen selbstverständlich keine Extrakosten.
Oben dürft Ihr mir sehr gern durch verliehene Sternchen mitteilen, wie gut Euch meine Rezension gefallen hat.

# Das Zitat

»Wie heißt es doch so schön, wenn dein Kind geboren wird, stirbt ein Teil von Dir. Und genau so war es. Von diesem Augenblick an waren Sofia und ich nicht mehr dieselben, weder als Individuen noch als Paar.«

# Der Inhalt

Nicola geht auf die Vierzig zu und begegnet der Liebe seines Lebens: Sofia. Sie zieht bald zu ihm, und fast zwei Jahre lang sind die beiden unzertrennlich und unsterblich ineinander verliebt. Sie leben in der kuscheligen Mailänder Mansardenwohnung, die bereits seit einigen Jahren Nicolas Zuhause ist. Schließlich wird die Liebe der beiden durch die Geburt des gemeinsamen Sohnes Leo gekrönt.

Jede kitschige Liebesschnulze würde hier enden, doch Fabio Volo neigt nicht zu Kitsch. Vollkommen unaufgeregt erzählt er davon, wie wahnsinnig anstrengend es ist, auf einmal in diesem Geheimclub Mitglied zu sein, der sich Elternschaft nennt. Volo formuliert es treffend: »Die Liebe zu den eigenen Kindern macht Eltern unendlich verletzlich.«

Aber er erklärt auch, wie sehr man ein winziges Wesen lieben und sich gleichzeitig selbst weit weg wünschen kann. Volo räumt auf mit dem Mythos der glücklichen Elternschaft, der ungetrübten reinen Freude am Nachwuchs. So ist es nämlich nicht und nie und nirgendwo.

Baby Leo bringt das gesamte (Liebes-)Leben des Paares durcheinander, in der Beziehung kriselt es. Schlafmangel, die riesige Verantwortung, Erwachsenwerden, Eifersucht auf Vergangenes, Überforderung und der Wunsch nach dem Alleinsein fordern ihren Tribut. Das Baby als Harmoniekiller. Nicola und Sofia empfinden das Elterndasein auf vielen Ebenen als wahnsinnig anstrengend. Sie zweifeln beide an der eigenen Attraktivität, plötzlich gefährden sogar Komplimente von anderen die Treue. Ihre unzerstörbar geglaubte Liebe wird durch den Alltag mit Baby in ihren Grundfesten erschüttert und aus verschiedensten Richtungen torpediert.

Zickige Dialoge über Alltagsärger, verbissenes Wetteifern um Kleinkram prägen die erste Phase der Elternschaft von Sofia und Nicola. Eine Trennung scheint bald unausweichlich. Bis in Nicola die Erkenntnis reift, dass womöglich in der Suche nach dem inneren und äußeren Gleichgewicht der Beziehung der Schlüssel zum Glücklichsein liegt.

# Die Form

»Seit du da bist« ist ein linear erzählter Roman – von der Phase der Verliebtheit über die Schwangerschaft und schließlich das Elternsein. Der Ich-Erzähler wird authentisch gestaltet, absolut jede Gefühlsregung nimmt man ihm ab. Sprachlich kommt Fabio Volo gewohnt schlicht daher, aber in dieser Schnörkellosigkeit ist er wie immer kolossal eindrucksvoll. Volo schafft es, in dieser Schlichtheit einen Roman zu malen, wie ihn das Leben hier und dort und überall schreibt. Wie immer erwähnenswert: die wunderbare Übersetzerin Petra Kaiser.

# Mein Fazit

Fabio Volo hat erreicht, was bislang noch kein einziger Autor bei mir geschafft hat: Er hat mich bereits mit dem allerersten Satz, einem schlichten Hauptsatz, zum Lachen gebracht. »Für ein glückliches Paar gibt es nichts Bedrohlicheres als ein Kind.« Nun, das ist wahr.

Dieser Roman ist so schwer zu beschreiben, weil die Dramatik im Alltäglichen liegt, nichts wirklich Aufregendes geschieht, und doch wird jeder Leser und jede Leserin sich in diesem und jenem Dialog, in dieser und jener Situation wiedererkennen. Ungewöhnlich am Ganzen ist es, einmal die Situation aus der Sicht der neuen Väter erleben zu dürfen. Regretting Fatherhood – eine völlig neue Perspektive.

Dieser Roman ist in jeder Hinsicht lesenswert und uneingeschränkt allen Eltern und solchen, die es werden wollen, zu empfehlen. Und natürlich jenen, die ganz fest an die große Liebe glauben.❤️

Claudia Stieglmayr

Außerdem habe ich von Fabio Volo gelesen und geliebt: »Einfach losfahren« und »Noch ein Tag und eine Nacht« und besprochen habe ich auf diesem Blog: »Der Weg nach Hause«.

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