Das Mädchen mit den grünen Augen von Edna O'Brian

»Das Mädchen mit den grünen Augen« Edna O’Brien

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Paperback, Diogenes Verlag, 277 Seiten
1972 / 1981, ab 0,86 Euro – nur noch gebraucht
ISBN 3-257-20879-0

aus dem Englischen von Margaret Carroux

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# Das Zitat

»Ich fühlte mich sehr einsam. Ich hatte keine Lust, mit ihnen zusammen zu sein. Eugene und ich, das war schön und gut, wenn wir allein waren, aber sobald jemand kam, war er für mich verloren.«

# Der Inhalt

Die 21 Jahre alte Caithleen, genannt Katie, lebt mit ihrer Freundin Baba zur Untermiete in Dublin und arbeitet in einem kleinen Lebensmittelgeschäft. Ihre Mutter hat sich vor einigen Jahren das Leben genommen, ihr Vater ist ein notorischer Säufer.

Die Freundinnen aus Kindertagen gehen häufig aus und tummeln sich im Nachtleben der irischen Hauptstadt. Bei einem dieser Ausflüge lernt Katie den 14 Jahre älteren Filmemacher Eugene kennen und verliebt sich unsterblich in ihn. Von seiner Seite ist nie die Rede von Liebe. Eugene lebt getrennt, ist aber noch mit einer Amerikanerin verheiratet und hat ein Kind.

Ein anonymer Brief, in dem beschrieben wird, was Caithleen so treibt, löst in ihrem streng katholischen Heimatdorf eine Welle der Empörung aus. Kurzerhand reist Katies Vater an und verschleppt das Mädchen nach Hause. Eines Tages schafft sie es aber auszureißen und flieht zu Eugene.

Wutentbrannt und sturztrunken bricht ihr Vater gemeinsam mit ein paar Freunden in das Haus von Drehbuchautor Eugene ein. Ein vernünftiges Gespräch mit den Trunkenbolden sind nicht möglich. Schließlich wird Eugene sogar zusammengeschlagen. Katie bleibt bei Eugene. Doch das gemeinsame Leben wird für beide anstrengend, ihre Eifersüchteleien und Klettereien ersticken die zarten Gefühle, die er für sie hegen mag.

Zunehmend geht Katie ihm auf die Nerven, und als sie eines Tages ihre Abreise vortäuscht, hindert er sie weder daran noch bemüht er sich, sie zu sich zurück zu holen.

Caithleen glaubt dennoch bis zur allerletzten Sekunde verzweifelt daran, dass die Liebe noch zu retten ist und ihr Liebster kommen und sie zurückholen wird.

# Die Form

Aus der Ich-Perspektive der jungen Frau linear erzählt, bekommt der Roman einen unschuldig-naiven Anstrich.

Die Geschichte an sich ist banal, das Thema »reifer reicher Mann und einfaches Mädchen vom Land« gibt es nicht erst seit gestern.

# Mein Fazit

Ich habe mich beim Lesen die ganze Zeit gefragt, in welcher Zeit der Roman wohl spielt, noch nicht jeder Haushalt verfügt über Telefon, aber die jungen Mädchen dürfen sich in Dublin allein amüsieren gehen. Vom Krieg ist nie die Rede, also bin ich zu dem Schluss gekommen, dass der Roman in den 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts spielt.

Der Roman »Das Mädchen mit den grünen Augen« ist für mich eine Mischung aus »My fair Lady« und »Stolz und Vorurteil«. Er erzählt davon, auf welch verrückte Ideen Frauen so kommen, wenn sie mit aller Macht einen Mann an sich fesseln wollen. Er erzählt aus davon, wie Alltagsnickligkeiten verhindern, dass eine Liebe aufblüht und wächst und gedeiht. Das scheint sich im Laufe der vergangenen Jahrhunderte auch nicht wesentlich verändert zu haben.

Ich habe diesen Roman ganz gern gelesen, weil er leicht und locker zu vernaschen ist, aber er würde für mich persönlich nicht auf der Liste der Alltime-Favourites landen. In den 70er-Jahren in Irland war das Buch vermutlich ein Schocker, heute lockt das Thema keinen Hund mehr vom Sofa. Zum Glück.

Claudia Stieglmayr

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