Corona: Waldspaziergang für Leib und Seele!

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Jetzt, im Corona-März 2020, möchte ich Euch gern mal auf meine Lieblings-Hunderunde mitnehmen. Ich gehe sie seit vielen Jahren, und sie wird mir niemals langweilig. Jeden Tag kann man im Wald Neues entdecken.

Gerade in diesen Zeiten, in denen viele in Quarantäne sind und »social distancing« zum Schlagwort wird, ist es wichtig, sich an der frischen Luft zu bewegen. Das gibt gute Laune, regt den Kreislauf an und macht einen rosigen Teint. Auch bei schlechtem Wetter.

Ich finde, das Märzlicht erzeugt eine ganz besondere Stimmung. Deshalb und vielleicht auch wegen dieser unruhigen – oder besonders ruhigen – Zeiten, habe ich den März im Geesthachter Wald fotografisch festgehalten.

Wann immer es die Zeit erlaubt, gehe ich eine große Runde durch den Wald. In gemütlichem Tempo benötige ich dazu etwa eineinhalb Stunden. Aber Achtung! Wer denkt, Norddeutschland sei flach – hier ist es das nicht. Mit dem Elbhang hat man auch etwa 80 Höhenmeter zu überwinden. Wir Geesthachter hocken nämlich teilweise auf der Altmoräne aus der Saale-Eiszeit.

Vielleicht ist hier ja der eine oder die andere aus der Gegend (oder in der Gegend zu Gast), der oder die gern eine neue Route ausprobieren möchte. Zur Übersicht habe ich eine Karte gebastelt (Quelle: OpenStreetMap).

Ich bin natürlich daheim gestartet, aber ganz genauso prima eignet sich als Start- und Endpunkt dieser Route das Restaurant »Die Alte Försterei« (unbezahlte Werbung). Dort (oder am Waldfriedhof) gibt es ausreichend Parkmöglichkeiten. Im Anschluss an die knapp 6 Kilometer lange Runde kann man dort prima einkehren (wenn die Zwangspause für Restaurants vorüber ist). Hunde sind willkommen, der Chef hat selbst zwei und ist schrecklich nett.

Wenn ich mir diese Route zwischen Elbhang, Speichersee und Elbe so anschaue, dann bin ich ganz besonders im Corona-März 2020 dankbar dafür, genau hier zu wohnen. Ganz nah an der Weltmetropole Hamburg und weit genug entfernt vom Trubel und der schlechten Luft. Es sind von meinem Zuhause jeweils nur wenige Minuten zum Waldrand und zum Elbufer.

# Waldeingang oder »Der breite Weg« (1)

Ich bin jeden Tag aufs Neue begeistert, wenn ich in den Wald eintauche. Licht und Schatten zaubern tageszeit- und witterungsabhängig einzigartige Bilder. Außerdem weiß ich schon nach dem ersten Anstieg, ob ich an jenem Tag fit bin oder nicht. Hier hat man gleich schon die ersten paar Höhenmeter geschafft. So manch ein Joggingstart ist mir bereits daran gescheitert.

# Der Forstweg (2)

Vor ein paar Jahren hat ein Sturm diese mächtige alte Kiefer umstürzen lassen. Nun ist sie zum Waldspielplatz für Kind und Hund geworden. Da momentan alle Spielplätze gesperrt sind, ist das ein herrlicher Platz, um Geschicklichkeit zu üben und sich auszutoben.

# Der Kurvenweg (3)

Dieser Weg gehört eigentlich nicht direkt zur Route, ist aber so schön, dass ich ihn Euch nicht vorenthalten wollte. Hier geht es steil bergauf und bergab, die Hunde lieben es. Wenn keine Rehe in Sicht sind, dann dürfen sie dort auch schon mal Gas geben.

# Zur »Alten Försterei« (4)

An der »Alten Försterei« befindet man sich sehr nah an der Bundesstraße. Wer also Hunde hat, die die Notwendigkeit zu gehorchen nicht immer einsehen, sollte sie hier sicherheitshalber anleinen. Ich mache das immer, wenn sie mir mit hoher Nase anzeigen, dass sich im Gehölz Wild versteckt hält.

Vom Parkplatz der »Alten Försterei« aus schlagen wir den Weg parallel zur Bundesstraße ein. Am Ende dieses schmalen Pfades gelangt man zu einem Querweg. Geht man links, kommt man direkt gegenüber vom Waldfriedhof an die B5, geht man rechts, landet man am Dreiecksplatz.

# Der Dreiecksplatz (5)

Ich mag diesen Platz sehr. Es ist die einzige kleine Rasenfläche mitten im Wald – und sie hat die Form eines Dreiecks. Im vergangenen Herbst war der gesamte Rasen von Wildschweinen aufgewühlt, inzwischen ist Gras drüber gewachsen.

Im ganzen Wald stehen hölzerne Wegweiser, die den Wanderer leiten. Dieses Schild hier steht inzwischen auch wieder. Mir ist schleierhaft, weshalb Menschen im Wald randalieren und Schilder umtreten.

# Speichersee oder »Die Rohre« (6)

Jetzt biegen wir hinter dem »Wanderweg«-Schild rechts ab auf eine Sandstraße. Es geht in einer großen Rechts-Kurve erst bergauf und dann geradeaus in Richtung »Rohre« des Pumpspeicherwerks, das momentan vom schwedischen Energie-Riesen Vattenfall betrieben wird.

Das war doch mal ein erster richtig toller Ausblick auf unserer Hunderunde! Nun lassen wir Rohre und Großwindanlage hinter uns und tauchen wieder in den Wald ein.

# Rastplatz Krümmel (7)

Kurz nach dem Speichersee nehmen wir die zweite Abzweigung nach rechts und gelangen so zu diesem idyllischen Plätzchen, wo sich der müde Wanderer ausruhen und entscheiden kann, welche Route er weitergehen möchte. Lässt er den Rastplatz rechts liegen, führt ihn der Weg zur Krümmelstraße, geht er rechts weiter, wartet nach einigen Abzweigungen (links, links, rechts, rechts) mein Lieblingsausblick auf ihn.

# Die Spessart-Kurve (8)

Das ist mein wahrhaftig mein Lieblingsmoment: wenn ich dem Wanderweg folge und sich dann auf einmal ein großes bewaldetes Tal öffnet. Dieses Bild ist fest in meinem Gedächtnis verwurzelt und überlistet das limbische System (also den inneren Schweinehund), wenn ich keine Lust zum Joggen habe. Dann stelle ich mir genau dieses Bild vor und möchte sogleich unbedingt da hin.

Ist man hier angekommen, hat man den größten Teil von Auf- und Abstieg geschafft und darf sich auf einer am Wegesrand stehenden Bank ein wenig ausruhen, wenn man möchte.

Sind wir erholt, stehen wir auf und gehen den vor der Bank verlaufenden Weg nach rechts. Nach ein paar hundert Metern stoßen wir auf eine Brücke.

# Die Brücke über den Rohren (9)

1958 schon wurde das größte Pumpspeicherwerk Norddeutschlands in Betrieb genommen. Noch heute wird die Wasserkraft aus dem 80 Meter höher liegenden Speichersee genutzt, um zu Spitzenlastzeiten Strom zu erzeugen. Dazu wird in Zeiten geringer Stromabnahme Elbwasser in den Speichersee (6) gepumpt und in Bedarfszeiten durch drei riesige Rohre mit jeweils einem Durchmesser von 3,80 m wieder abgelassen. In den Rohren schießt das Wasser durch große Turbinen. Insgesamt 120 Megawatt Strom wird auf diese Weise erzeugt.

Damit Wanderer und Radfahrer auch weiterhin den Waldweg vom Ortsteil Krümmel bis ins Edmundsthal (Lungenheilstätte Edmundsthal-Siemerswalde, 1896 vom Hamburger Kaufmann Edmund Siemers gestiftet) kommen konnten, wurde eine Brücke über die Rohre gebaut. Von hier aus hat man einen fabelhaften Ausblick weit nach Niedersachsen hinein.

# Die Osterquelle (10)

Nun folgen wir dem Weg von der Brücke bis zum ersten nach links abbiegenden Weg und schlagen diesen dann auch ein. Hier muss man ein wenig aufpassen, denn starke Regenfälle haben ihn über die Jahre ausgewaschen und gröbere Steine freigelegt.

Schon am Ende dieses Weges sieht man die Elbuferstraße, kreuzt diese aber nicht, sondern folgt dem Pfad zur Osterquelle.

# Der alte Fähranleger (11)

Etwa einen Kilometer nach der Osterquelle überqueren wir die Elbuferstraße und machen einen Abstecher zum alten Fähranleger mit der kleinen Hafenbucht, die einige Hausboote beherbergt.

In Hundekreisen hieß die Gegend jahrzehntelang eigentlich nur »der Anker«. Der Anker war tatsächlich ein überdimensioniertes Schifffahrts-Denkmal, aber das gibt es leider nicht mehr. Er musste einer Aussichts- und Rast-Plattform weichen, die ganz malerisch mit Apfelbäumchen als beschattende Pergola gestaltet wurde. Mir ist es dort irgendwie zu »ungemütlich«. Weit weg im Hintergrund sieht man (noch) den riesigen Schornstein des AKW Krümmel.

Direkt neben der Aussichts-Sitzgruppe stand früher eine alte Weide. Sie war in die Jahre gekommen und musste leider aus Sicherheitsgründen entfernt werden. Toll finde ich diese Idee, den Baum nicht komplett zu entfernen, sondern ihm durch Kunst am Stamm ein ehrenvolles Denkmal zu setzen.

# Besondere Eindrücke zum Schluss

Im Wald gibt es einfach jeden Tag etwas Neues zu entdecken, mir wird es hier nie langweilig. Mal fällt mir auf, wie wunderbar knorrig die riesigen Kiefernwurzeln sind, und ich mache mir Gedanken darüber, wer die hohe Birke einst so verletzt haben mag, dass sie an ihrem Stamm ein großes Geschwür ausgebildet hat.

Manchmal frage ich mich, wer sich wohl im bemoosten Abhang ein Zuhause gebaut hat. Und immer wieder finde ich bizarr geformte Steine. Auch Kinder haben den Wald hier schon für sich entdeckt und aus Stöcken Höhlen um Baumstämme herum gebaut.

Ich hoffe, unser Spaziergang hat Euch gefallen; vielleicht probiert Ihr ihn ja mal selbst aus,

Wenn Ihr ganz woanders wohnt und jetzt auf den »Rausgehgeschmack« gekommen seid, dann möchte ich Euch einen Beitrag meiner Freundin und Reisebloggerin Andrea von Indigo-blau.de ans Herz legen: Andrea hat verschiedenste Ideen von noch verschiedeneren Bloggern zum Thema Outdoor-Ideen für schlechtes Wetter gesammelt.
Claudia Stieglmayr

2 comments / Add your comment below

  1. Hallo liebe Claudia,
    ein wundervoller Bericht, sehr herzlich und einfühlsam geschildert, echt zum Nachwandern/Joggen/Schlendern – wenn „man“ nicht soooo weit weg wäre! Zum Glück kann man mit offenen Augen auch in der eigenen Umgebung solche kleinen Wunder entdecken, ich bin „im Club“ – auch mit Hund, aber nur einem, der aber die gleichen Gefühle hat wie Deine zwei hübschen Begleiter!
    Grüße aus dem bayerischen Süden!
    Gisela

    1. Liebe Gisela,
      wir »Hundeleute« haben es schon gut, finde ich. Unsere Vierbeiner bringen uns dazu, neue Wege zu gehen und die Natur zu beobachten. Das ist ein großes Geschenk, nicht wahr? Ich kenne auch eine kleine Runde im Fichtelgebirge, vielleicht fotografiere ich da mal, wenn ich dort zu Besuch bin. Das ist dann immerhin auch in Bayern.
      Viele Grüße
      Claudia

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